Was ist Palliativpflege und welche Ziele verfolgt sie?

Patienten auf ihrem letzten Weg bestmöglich betreuen und die Lebensqualität steigern.

Obwohl sie den Begriff schon mal irgendwann gehört haben, fragen sich viele Angehörige, was Palliativpflege ist, wenn Mediziner davon sprechen. Palliativpflege steht für die Patientenbetreuung am Endes des Lebens. Das Ziel der Maßnahmen ist nicht mehr die vollständige Heilung, sondern zielt auf die Verbesserung der Lebensqualität ab.

Mithilfe der Palliativmedizin werden Schmerzen und Beschwerden bestmöglich gelindert, damit Ihr Angehöriger seine verbleibenden Tage genießen kann.

Inhaltsverzeichnis

Lesezeit: 8 Minuten

Ab wann ist man Palliativpatient?

Vielen Angehörigen stellt sich nicht nur die Frage, was Palliativpflege ist, sondern auch, ab wann diese Form der Therapie einsetzt. Die Entscheidung für palliative Versorgung kann schwerfallen, denn sie geht mit einer klaren Änderung vom Therapieziel einher. Anstatt heilen zu wollen, setzen Betreuungskräfte und Ärzte jetzt auf die Verbesserung von Beschwerden, um den letzten Lebensweg zu erleichtern.

Wird das Behandlungsspektrum auf Palliativversorgung begrenzt, bedeutet das den Wegfall kurativer Behandlungsansätze. Doch was ist Grundvoraussetzung für Palliativpflege? Die wichtigsten Kriterien sind:

Voraussetzungen:

  • Die Patient:innen haben eine unheilbare Krankheit
  • Es ist keine indizierte Therapie verfügbar oder der:die Patient:in lehnt sie ab
  • Die Erkrankung ruht nicht, sondern verschlimmert sich
  • Die Lebenserwartung der betroffenen Person ist eindeutig reduziert

Treffen diese Kriterien zu, ist die Entscheidung für reine Palliativpflege möglich. Als Angehörige:r stellen Sie sich nicht nur die Frage, was Palliativpflege ist, sondern auch, in welchem Umfang sie möglich ist. Palliative Pflege und die durchgeführten Maßnahmen werden immer an die individuellen Bedürfnisse von Patienten angepasst.

Was ist das Ziel der Palliativpflege? 

Ziel der Palliativpflege ist es, das Leid der betroffenen Person deutlich zu reduzieren. Für die medizinische Versorgung, wie beispielsweise Medikamentenverordnungen, sind Palliativmediziner verantwortlich. Die generelle Palliativversorgung übernehmen Palliative Care Teams, Angehörige oder geschulte Betreuungskräfte.Was bedeutet Palliativpflege also genau? Die palliative Pflege dient dazu, erkrankten und hochaltrigen Menschen ein selbstbestimmtes, würdevolles und beschwerdefreies Leben zu ermöglichen. Dabei sind dies die wichtigsten Maßnahmen bei der Patientenversorgung:

Ziele

  • Schaffung von Lebensqualität
  • Teilhabe am Alltagsleben gewährleisten
  • Selbstbestimmung erhalten
  • Symptome von Krankheiten reduzieren
  • Schmerzen lindern

Wo ist die Palliativ-Behandlung möglich?

Sie fragen sich nicht nur, was Palliativpflege ist, sondern auch, wo sie stattfindet? Nach Möglichkeit wird bei der Beantwortung dieser Frage der Wunsch der zu betreuenden Person in den Mittelpunkt gerückt. Palliativpflege kann zuhause stattfinden, aber auch in Altenheimen, Pflegeheimen und speziell für den Lebensabend eingerichteten Hospizen.

Wichtig zu wissen: Nicht in allen Pflegeheimen ist eine umfassende Palliativversorgung möglich. Oft sind die Möglichkeiten der Palliativpflege eingeschränkt, sodass Sie bei der Suche nach einem Heimplatz vergleichen sollten.

Hospize sind von Pflegeheimen klar zu unterscheiden. Im Hospiz leben ausschließlich Menschen, deren Lebenszeit stark verkürzt ist. Die Umgebung ist persönlich, freundlich und atmosphärisch eingerichtet, hier erinnert nichts an ein Krankenhaus oder Pflegeheim. Hospizteams bestehen nicht nur aus Pflegekräften und Mediziner:innen, sondern auch aus Sozialarbeiter:innen, Psycholog:innen und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen. Betreut werden hier nicht nur Patient:innen, sondern auch deren Angehörige, die den letzten Lebensweg begleiten.

Um dieses umfassende Betreuungskonzept nach Hause zu holen, gibt es ambulante Hospizdienste. Die betroffene Person lebt weiterhin in ihrer gewohnten Umgebung, wird aber durch ausgebildetes Personal betreut und verpflegt. Ambulante Hospizdienste leisten mehr als nur die reine Palliativpflege, sie sind Ansprechpartner für Angehörige, betreuen psychologisch und übernehmen zudem die komplette medizinische Palliativversorgung.

Palliative Versorgung zuhause – ist es möglich und sinnvoll?

Palliativpflege in Krankenhaus, Hospiz, Seniorenheim oder zuhause

Ist ein Angehöriger schwer erkrankt, stellen wir uns die Frage: Was ist palliative Behandlung und kann ich dazu beitragen? Obwohl der letzte Weg oft schwierig ist, möchten viele Menschen ihre Lieben nicht in ein Pflegeheim geben. Das ist nachvollziehbar, denn die Trennung von der gewohnten Lebensumgebung kann sich auf die psychische Gesundheit auswirken.

Die gute Nachricht ist, dass durch ambulante Hospizdienste, Palliative Care Teams und geschulte 24-Stunden-Betreuung die Palliativversorgung zuhause möglich ist. Schauen wir uns an, welche Möglichkeiten der Unterstützung es für Sie gibt.

1. Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)

Informiert man sich darüber, was Palliativpflege ist, stößt man oft auf die Abkürzung SAPV, die für Spezialisierte ambulante Palliativversorgung steht. Sie ist ambulant zuhause, aber auch in Pflegeeinrichtungen möglich. Der Hauptunterschied zur klassischen Palliativpflege besteht darin, dass die Betreuungs- und Pflegekräfte eine Zusatzausbildung abgeschlossen haben.

SAPV-Teams bestehen aus Ärzt:innen, Therapeut:innen, Pflegekräften und Ansprechpartner:innen. Sie kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn der:die Patient:in nur noch sehr kurze Zeit zu leben hat. SAPV-Dienste begleiten Menschen beim Sterben in den eigenen vier Wänden und stehen den Angehörigen zur Seite. Zum Umfang des Angebots gehört, dass eine 24-Stunden-Rufbereitschaft besteht.

Wichtig zu wissen: Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung ist nur dann möglich, wenn sie ärztlich verordnet wurde.

2. Palliative-Care-Teams

3. Ambulante Pflege durch einen Pflegedienst

Spezielle Palliative-Care-Teams sind darauf geschult, schwerstkranken Patient:innen eine umfassende und ganzheitliche Versorgung zu ermöglichen. Die Teams bestehen aus Mediziner:innen, Pflegekräften, Sozialarbeiter:innen sowie ehrenamtlichen Begleiter:innen. Es wird die volle Bandbreite der Palliativpflege angeboten, sodass Sie bei der Betreuung komplett entlastet werden.

Immer mehr ambulante Betreuungsdienste bieten Pflege zu Hause auch auf palliativer Basis an. Im 24-Stunden-Konzept bleibt die Betreuungskraft über Nacht und entlastet Sie damit deutlich. Der Umfang solcher Dienstleistungen variiert je nach Anbieter. Der Vorteil bei diesen Diensten ist, dass die Betreuungskräfte viel Erfahrung im Umgang mit Menschen auf ihrem letzten Lebensweg haben.

4. 24-Stunden-Betreuung zur Entlastung

Palliativpflege bedeutet nicht nur medizinische Versorgung und Körperpflege. Menschen, deren letzter Lebensabschnitt begonnen hat, sehnen sich oft nach emotionaler Nähe. Betreuungskräfte sind dazu da, bei der hauswirtschaftlichen Versorgung zu entlasten, aber auch Aktivitäten und Tätigkeiten zu begleiten. Ob gemeinsamer Ausflug in den Park oder Kaffee und Kuchen am Bett der erkrankten Person – auch solche Aufgaben gehören dazu, wenn wir uns fragen, was Palliativpflege ist.

Was wird bei Palliativbetreuung gemacht?

Was Palliativpflege im Detail bedeutet, kann sich stark nach der betreuten Person richten. Die anfallenden Aufgaben bei der Palliativpflege sind unterschiedlich und hängen stark von der individuellen Situation ab.

Hinzu kommt, dass Palliativteams aus verschiedenen Ansprechpartnern bestehen, von denen jeder ein eigenes Aufgabengebiet hat. Ärzte übernehmen die Palliativmedizin, verordnen Medikamente und passen die Dosierung an die Bedürfnisse an.

Pflegekräfte kümmern sich um die körperliche Versorgung und arbeiten eng mit den Medizinern zusammen. Betreuungskräfte richten ihre Leistungen am Bedarf aus, sie sind Begleiter im Alltag, Entlastung im Haushalt und Ansprechpartner bei Einsamkeit, Sorgen und Nöten.

Die wichtigsten Tätigkeiten der Palliativpflege

Körperpflege, Mobilisierung, Nahrungsversorgung, Stuhlgang & mehr

Welche Vorteile hat die ambulante Palliativversorgung?

Obwohl der Fokus auf dem Patienten liegt, sind Sie als angehörige Person ebenfalls betroffen. Die Entscheidung, dass die Behandlung künftig palliativ und nicht mehr kurativ erfolgt, fällt schwer. Sie stellen sich die Frage, was Palliativpflege ist und was Sie dazu beitragen können, Ihrer lieben Person einen schönen und würdigen Abschied zu ermöglichen.

Allein können Sie die Palliativversorgung nicht übernehmen, selbst wenn Sie es von Herzen gern würden. Sie stehen nun vor der Entscheidung, ob Sie Ihre angehörige Person zuhause betreuen oder ob der Umzug in ein Pflegeheim erfolgt.

Aus emotionaler Sicht ist es für Patienten fast immer besser, wenn sie ihren Lebensabend in der gewohnten Umgebung verbringen können. Ein Umzug in ein Pflegeheim ist oft mit Ängsten und Abneigung verbunden, was die psychische Gesamtsituation negativ beeinflusst. Eine Ausnahme sind Patienten, die sich explizit für ein Hospiz entscheiden und diese Entscheidung bei klarem Verstand treffen können.

Keine Angst! Sie sind nicht allein mit all den Herausforderungen, die auf Sie warten. Die ambulante Palliativpflege ist so ausgereift, dass Ihr Angehöriger rund um die Uhr versorgt wird. Zusätzliche Entlastung bieten Betreuungskräfte, die 24 Stunden an der Seite Ihrer Liebsten sind und Sie unterstützen. In der letzten Lebensphase haben Sie Anspruch auf spezialisierte Palliativpflege und damit die Möglichkeit, zur Krisenintervention 24 Stunden eine Fachkraft zu erreichen.

Wie häufig kommt der Palliativpflegedienst nach Hause?

Die Planung der Palliativpflege richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen Ihrer Angehörigen. Was die Palliativpflege im Detail auszeichnet, kann nicht pauschal beantwortet werden.

Palliativ Care meint aber grundsätzlich die Rundum-Versorgung und tägliche Besuche gehören zum Standard. Je abhängiger Ihr:e Angehörige:r von Pflegedienstleistungen ist, desto häufiger finden die Einsätze des Pflegedienstes statt. Zusätzlich schaffen geschulte Betreuungskräfte Entlastung, die in Ihrem Haushalt leben und sich um zeitintensive Aufgaben wie Hauswirtschaftsdienste kümmern.

Sofern die gepflegte Person noch selbst bestimmt entscheiden kann, ist ihr persönliches Bedürfnis entscheidend. Palliativpflege bedeutet auch zu akzeptieren, wenn ein:e Patient:in keine tägliche Dusche möchte oder die Behandlung mit Medikamenten ablehnt.

Wer übernimmt die Kosten der Palliativ-Behandlung?

Leidet ein Mensch an einer unheilbaren Krankheit und wird in absehbarer Zeit sterben, hat er Anspruch auf die bestmögliche Betreuung. Laut §37b SGB V ist die Krankenkasse zur Kostenübernahme von spezialisierter Palliativpflege verpflichtet. Voraussetzung hierfür ist, dass ein:e Mediziner:in den Bedarf schriftlich dokumentiert hat und er unabdingbar ist.

Liegt ein Pflegegrad vor, was bei einer schweren Erkrankung fast immer der Fall ist, erhalten Betroffene zusätzlich Leistungen von der Pflegekasse. Diese können dazu genutzt werden, die Palliativpflege durch den Pflegedienst um geschulte Betreuungskräfte zu erweitern.

Ein Rat für Angehörige: Austausch rund um das Thema Palliativpflege ist wichtig!

Ist ein nahestehender Mensch schwer erkrankt und steht das Lebensende kurz bevor, ist das auch für Sie eine belastende Situation. Wenn Sie erstmal geklärt haben, was Palliativpflege überhaupt ist, müssen Sie nicht allein mit Ihren Gedanken und Gefühlen fertig werden. Bei der klassischen Palliativpflege stehen Ihnen Ansprechpartner zur Verfügung. Sozialarbeiter und Psychologen unterstützen Sie, beantworten Fragen und helfen Ihnen dabei, Ihre Liebsten bis zum letzten Tag zu begleiten.

Nutzen Sie auch die Möglichkeit des Austauschs mit anderen Personen. Im Internet gibt es virtuelle Selbsthilfegruppen, bei denen sich Angehörige austauschen, miteinander trauern, lachen, weinen und füreinander da sind. Häufig bieten ortsansässige Krankenhäuser, die Caritas und die Diakonie und andere Organisationen entsprechende Gruppen vor Ort an. Auch die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) und die Deutsche PalliativStiftung bieten ein Netzwerk für Selbsthilfegruppen an. Lebt Ihr Angehöriger in einem Hospiz, sind die Fachkräfte vor Ort auch für Sie als Ansprechpartner da.

Schämen Sie sich nicht für Ihre Gefühle, denn der letzte Weg eines lieben Menschen ist eine Herausforderung für alle Seiten. Dank des umfassenden Angebots von Pflegediensten, medizinischer Versorgung und erfahrenen Betreuungskräften lässt sich dieser Weg heute optimal auf die Bedürfnisse der betroffenen Person zuschneiden.

Weitere Interessante Themen:

Im Gegensatz zur herkömmlichen medizinischen Behandlung geht es bei der Palliativmedizin nicht mehr um das Bekämpfen einer Ursache, sondern um das Lindern von Symptomen.

Menschen, deren Erkrankung nicht mehr durch Medizin geheilt werden kann, erhalten durch die Palliativpflege Medikamente und Pflegediensleistungen, die Schmerzen mildern und bis zum letzten Atemzug die allgemeine Lebensqualität erhalten und verbessern.

Der zuständige behandelnde Arzt entscheidet darüber, ob ein Patient palliativ versorgt wird. Außerdem muss die Verordnung von der Krankenkasse genehmigt werden.

Findet die Palliativpflege stationär im Krankenhaus statt, übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Bei der Pflege in einem Seniorenheim werden Kosten für Pflege und medizinische Versorgung übernommen, Unterkunft und Verpflegung muss jedoch selbst gezahlt werden. Die ambulante Palliativpflege wird gemäß den Vergütungsvereinbarungen der Krankenkasse nach Verordnung ebenfalls gedeckt.

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